Mensch oder Maschine!

Rückzug der Roboter

Heute hören wir oft Meldungen vom Vormarsch der Robotertechnik. Ich berichte euch vom erfolgreichen Rückschritt zur Handverarbeitung. Seit ein paar Jahren verarbeite ich Holz nur noch von Hand. Die Maschinen habe ich verkauft, dafür ist das Sortiment der Handsägen und Handhobel gewachsen.

Doch, was sind die Gründe, dass ein Schreinermeister seinen Betrieb mit der gesamten Einrichtung verkauft und nur noch auf alte, bewährte Handwerkskunst setzt.

Geheimnis der Verarbeitung

Das Geheimnis liegt in der Qualität der Verarbeitung. Um diese Aussage zu verstehen müssen wir ein wenig tiefer in die Struktur des Holzes eintauchen. Eine der ältesten Holzverarbeitung ist das Spalten. Eine Technik die heute kaum mehr angewendet wird, ausser beim Herstellen von Holzschindeln und Hag Pfosten. Die Erfahrung zeigt, dass diese Verarbeitungsweise dem Holz im Witterungsbereich die grösste Lebensdauer verleiht. Das beruht darauf, dass die Zellstruktur am geringsten verletzt wird. Alle anderen Verarbeitungstechniken, wie das Sägen, das Hobeln und das Schleifen, verletzen viel mehr Zellstruktur des Holzes. Wenn wir die Verarbeitungsarten nach Qualität der Holzstruktur einordnen würden, so ist das Spalten an erster Stelle, gefolgt vom Sägen, Hobeln und an letzter Position das Schleifen. Die Spalttechnik ist jedoch für den Möbelbau ungeeignet, auch das Sägen ergibt sehr raue Oberflächen die im Innenausbau nicht immer erwünscht sind.

Hobeln ist nicht Hobeln

So kommt man unweigerlich zum Hobeln. Das moderne Hobeln erfolgt durch Hobelmaschinen mit rotierenden Messerwellen, wo je nach Bauart zwei bis vier Messer eingesetzt sind. Diese Messerwellen drehen mir ca. 3000 Umdrehungen pro Minute, was rechnerisch 6000 – 12000 Mal das Auftreffen der Messer, in einer Minute, auf das Holz ergibt. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass in einer Minute ca. 6 – 10 Meter Holz an der rotierenden Welle vor geschoben wird, bedeutet das, dass das Holz, auf einer Fläche, zwischen 600 und 2000 Messerkontakte hat. Bei vier Holzflächen, schlägt das Messer 2400 – 8000 Mal auf. Am Ende erhalte ich, wenn das Brett 1 Meter lang ist, ein Stück Holz welches im Durchschnitt 5000 Mal einen massiven Schlag, quer zum Faserverlauf, erhalten hat. Wollen wir das? Was geschieht mit dem Material und der Materialstruktur? Gibt es Alternativen? Die Lösung lautet Handhobel.

 

Qualität des Handhobelns

Das Hobeln von Hand ist ein ganz anderer Vorgang als das Maschinenhobeln. Hier wird die Schneide in das Holz eingetaucht, was ein Spalteffekt erzeugt. Damit die Spaltung nicht willkürlich im Holz verläuft, wird dieser Prozess durch das Brechen des Holzspanes unterbrochen. Diese Abfolge wiederholt sich Millimeter für Millimeter. Eine völlig wohltuende Art für das Material und den Verarbeiter. Bei jedem Hobelstoss erzeugt die Menge der Spaltprozesse einen zischenden Ton und in der Hand des Verarbeiters ist eine sanfte Vibration wahrnehmbar. Diese Verarbeitung erzeugt eine glatte, feine Oberfläche. Selbst im Abfallprodukt ist der Unterschied erkenntlich, die Hobelspäne haben eine ganz andere Struktur. Maschinenspäne sind klein, zerhackt und mehr mit Staub versetzt. Die Hobelspäne des Handhobels sind lange, endlose Locken, wie ein Pergament aus Holz.

Glückliches Hobeln, glückliche Möbel

Klar, alle Möbel und Holzprodukte von Hand zu fertigen ist ein Unding. Ich verwende diese Verarbeitung ausschliesslich für spezielle Produkte, wo die Qualität eine entscheidende Rolle spielt. Dabei handelt es sich um Möbel im Schlafbereich, denn das ist unser sensibelster Bereich wo wir uns erholen und regenerieren möchten.

Die Schlussfolgerung:

 

Glückliches Hobeln, glückliche Möbel, glückliche Menschen.

Liebe Grüsse

Thomas Etter

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